О селекционерах

Две статьи Birgitte Husted Bendtsen в журнале «Gartenpraxis» за июнь-июль 2012г. о известных селекционерах прошлого и настоящего.

Часть I

 

Die Hohe Flammenblume gehört zu den beliebtesten Prachtstauden unserer Gärten. Wohl kaum eine andere Pflanze ist so eng mit dem Namen Karl Foerster verbunden, der diese in höchsten Tönen lobte und das Sortiment um zahlreiche, bis heute erstklassige Auslesen bereicherte. Doch die Riege der Personen, die sich um den Hohen Phlox verdient gemacht hat, ist weitaus größer. Wir stellen Ihnen diese in einer zweiteiligen Serie vor. Text: Birgitte Husted Bendtsen Übersetzung: Kirsten Unshelm

Das erste Exemplar von Phlox pani-culata wurde um das Jahr 1730 von Amerika nach Europa eingeführt und in einem botanischen Garten nahe London kultiviert. Es sollten jedoch noch rund 100 Jahre vergehen, bis man sich mit züchterischen Verbesserungen an ihr versuchen sollte. Der englische Gärtner G. Wheeler gilt als Begründer der Phlox-Zucht und seine aus dem Jahr 1824 stammende Phlox ‘Wheelerii’ als die erste, heute längst verschollene Sorte.

In den folgenden Jahrzehnten verlagerte sich der Züchtungsschwerpunkt auf das europäische Festland. So stammen einige der ältesten Züchtungen, die noch heute im Sortiment zu finden sind, von dort: ‘Eclaireur’ (vor 1882 gezüchtet vom Franzosen Victor Lemoine), ‘Le Mahdi’ (1899, von Goos & Koenemann) sowie ‘Wilhelm Kesselring’ und ‘Caroline van den Berg’ (von 1923 beziehungsweise 1927, beide gezüchtet von Bonne Ruys, Niederlande). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erzielten die Briten wieder bedeutende Phlox-Sorten, wobei die drei folgenden Züchter die wohl bekanntesten sind.

Fred Simpson: Rohre, Federvieh und Phlox

Einige Phlox-Sorten mit dem Wort «Otley» im Namen, wie P. paniculata ‘Otley Choice’ und ‘Otley Ideal’, entstanden in Otley. Yorkshire, Nordengland. Ihr Züchter, Fred Simpson (1879-1964), war der Sohn eines örtlichen Eisenwarenhändlers. Nach der Schule machte Simpson eine Lehre als Klempner, aber er musste diesen Beruf aufgeben, da er sich eine Bleivergiftung zugezogen hatte. Mit 27 Jahren entschied er sich nach Kanada auszuwandern und dort eine Truthahnfarm aufzubauen. Erneute gesundheitliche Probleme zwangen ihn im Jahr 1913 zur Rückkehr nach Otley. Er setzte die Federvieh-Haltung fort und züchtete fortan Qualitätshühnerrassen. Mit über 50 Jahren wurde Fred Simpson von einer anderen Krankheit heimgesucht, diesmal von einer angenehmen: dem Interesse an Pflanzen! Im Jahr 1934 begann er mit der Kultur von Goldlack (Cheiranthus) und Gladiolen. Bald profitierte auch die Pflanzenzüchtung von seinem Verbesserungswillen. Zuerst beschäftigte er sich mit Chrysanthemen, später dann begann er sich für Phlox paniculata zu interessieren. Neben den bereits erwähnten Sorten brachte er eine Phlox-Serie hervor, die er nach königlichen Palästen und Schlössern in Großbritannien benannte: ‘Balmoral’, ‘Barnwell’, ‘Hampton Court’, ‘Sandringham’ und ‘Windsor’.

Phlox paniculata ‘Lilac Time’ besaß für deren Züchter Symons-Jeune zeitlebens eine herausragende Rolle: «Ich muss gestehen, dass es genau diese Sorte war, die mich phloxsüchtig werden ließ.» Fred Simpson (rechts).

Symons-Jeune: Vom Alpinum zum Garten-Phlox

Wenn wir schon bei Windsor sind: Ganz in der Nähe dieses Königsschlosses lebte Bertram H.B. Symons-Jeune. Er sammelte alpine Pflanzen und gestaltete Steingärten für Kunden ebenso wie für die Chelsea Flower Show. Symons-Jeune berichtet über seine Alpinen-Leidenschaft im Buch «Natural Rock Gardening» (1932) und in «Phlox» (1953). wie er zum Phlox-Züchter wurde:

So dachte er eines Abends beim Betrachten seiner Garten-Phloxe, er hätte zu wenige von ihnen. Gleich am folgenden Tag begab er sich zu einer Ausstellung der «Royal Horticultural Society», um einige Phloxe zu erwerben. Dort präsentierte auch der Phlox-Züchter H.J.Jones sein Sortiment. Er bemerkte das Interesse von Symons-Jeune und lud ihn für den folgenden Sonntag in seinen Garten ein. Jedoch war dieser von den Phloxen auf Jones’ Grundstück enttäuscht. Es gab dort zwar zahlreiche Sorten, aber alle besaßen durchweg kleine Blütenstände und unschöne Einzelblüten.

Glücklicherweise entdeckte Symons-Jeune während des Besuches einen Phlox-Sämling. Dieser zeigte einen wohlgeformten Blütenstand und gedieh selbst vom hohen Gras umgeben gut. Auf die Frage, welcher Phlox das sei, antwortete Jones: «Nur ein wertloser Sämling.» Danach brach er den Trieb ab und überreichte diesen seinem Gast. Zuhause angekommen schnitt Symons-Jeune daraus mehrere Stecklinge. Später schrieb er in seine Aufzeichnungen: «Mit dem Bewurzeln dieser Pflanzen war mein neues Hobby -den Phlox züchterisch zu verbessern — geboren, vor allem hinsichtlich Blütenform und -färbe.» Die ersehnte Blütenform war der perfekt dreieckige Blütenstand.

Um seine Phloxe einem größeren Publikum bekannt zu machen, knüpfte Symons-Jeune den Kontakt zur bekannten Gärtnerei Bakers of Codsall, die seine Phloxe fortan verbreitete. Von 1947 bis in die späten 1960er-Jahre wurden im Schnitt zehn Sorten pro Jahr in den Markt eingeführt. Viele dieser Auslesen sind bis heute erhältlich, unter anderem ‘Blue Moon’ (1949), ‘Bonny Maid’ (1962), ‘Cool of the

Evening’ (vor 1956), ‘Bright Eyes’ (1967), ‘Chintz’ (1956), ‘Dresden China’ (stammt aus der ersten Serie, die 1947 eingeführt wurde). ‘Elizabeth Arden’ (vor 1956). ‘Iceberg’ (1949). Lilac Time’ (vor 1956). ‘Look again’ (1968), ‘Red Indian’ (circa 1950). ‘Skylight (1956) und ‘Vintage Wine’ (1957).

Symons-Jeune starb 1959 im Alter von 76 Jahren, und sein Garten, ebenso wie die berühmte Gärtnerei Bakers of Codsall. existieren schon seit Langem nicht mehr.

Alan Bloom: Dem Felde abgeschaut

Der berühmte «Dell Garden» vom englischen Phlox-Züchter, Gärtner und Autor Alan Bloom (1906-2005) in Bressingham ist dagegen noch existent und bis heute zugänglich. Die Idee zur Gestaltung des ungewöhnlichen Gartens kam Bloom, der das Stützen von Pflanzen nicht ausstehen konnte, im Juni 1951. Beim Betrachten der Stauden, die er bereits seit Wochen hätte Stäben müssen, erinnerte sich Bloom, dass die Stauden auf den Feldern von Gärtnereien keine Stützen brauchten. Er vermutete, dass die ständig dem Wind ausgesetzten Pflanzen von selbst niedrigere und kräftigere Stängel ausbildeten. Um dies zu testen, entschied er sich dafür, einige Beete im großen Rasen vor seinem Haus anzulegen. Auf diesen Inseln würden die Pflanzen besonders viel Licht und Wind abbekommen, so seine Annahme. Blooms Theorie bestätigte sich. Daraufhin erhöhte er die Zahl der Inselbeete auf etwa 50. Bloom schrieb sogar ein Buch zu diesem Thema «Perennials in Island Beds» (1977).

Doch Bloom beließ es nicht dabei, sondern selektierte auch ganz gezielt Sorten, die bei hoher Robustheit attraktive Merkmale aufwiesen. Einige Phloxe benannte er nach Personen, die ihm treu und wichtig waren, so zum Beispiel nach Eva Cullum. die in seiner Gärtnerei Kunden betreute, oder Mary Fox, die viele Jahre sein Büro leitete.

Auch beabsichtigte Bloom, einen gleichmäßig rosafarbenen Phlox zu züchten. Doch keiner der Sämlinge entsprach seinen Vorstellungen. Einer jedoch hatte sehr attraktive Blüten in Elfenbeinweiß mit einem Hauch von Rosa — er nannte ihn ‘Mother of Pearl’. Auch entdeckte er einen panaschierten Sämling: ‘Harlequin’, der ab dem Jahr 1959 verbreitet wurde.

Der letzte Phlox aus Alan Blooms Züchterhand wurde 1980 eingeführt. Er benannte ihn nach seinem Lieblingskomponisten Franz Schubert. In seinem Staudenbuch schrieb Bloom, dass einmal ein Gärtner aus Amerika bei einem Besuch über 500 Exemplare von dieser Sorte erwarb. Später teilte dieser ihm mit. dass er diese wegen des Sortennamens in nur einem Monat weiterveräußert hatte. Käufer waren die Mitglieder der amerikanischen Schubert-Musical-Gesellschaft!

Pavel Gaganow: Ein Leben für den Phlox

Karl Foersters Phlox-Ruf fußt im Wesentlichen auf seinen prosaischen Lobpreisungen und den zahlreichen eigenen Flammenblumen-Auslesen. Eine weitere Leistung des Bornimers wird dagegen häufig vernachlässigt: Dank ihm sind einige hervorragende russische Phlox-Sorten auch nach Westeuropa gelangt. Ausgerechnet dem Eisernen Vorhang, der Foerster so viele Verbindungen zu vertrauten Kollegen versperrte, war es wohl zu verdanken, dass neue Kontakte nach Osten entstanden. Dazu zählte auch der russische Züchter Pavel Gaganow. Karl Foerster erkannte die Qualität von dessen Phloxen und nahm sie in sein Sortiment auf. Auch dass Gaganows Buch «Staudenphlox» (1961) ins Deutsche übersetzt wurde, ist Foerster zu verdanken.

Pavel Gaganow wurde 1904 nahe Moskau geboren. Seine Ausbildung erhielt er an einer agrarwissenschaftlichen Akademie. an der er Landeskultur studierte. Die Familie besaß eine Datscha nahe Moskau. die von einem Garten umgeben war. Seine Lieblingsstaude war der Phlox, und mit diesem Hobby verbrachte er seine ganze Freizeit. Sein Ziel war es, absolut winterharten Phlox zu erzielen, da viele der fremdländischen Sorten die Kahlfröste in strengen russischen Wintern nicht überstanden. Aus diesem Grunde kam es auch zur Zusammenarbeit mit botanischen Gärten im Ural und in Sibirien, die seine Sorten testeten. In den 1950er-Jahren begann dann der Kontakt zu Karl Foerster, mit dem er einen intensiven Erfahrungsaustausch pflegte.

Einer seiner ersten Sorten war ‘Uspech’ (1937, deutsch «Erfolg»). Pavel Gaganow war sehr energisch und kräftig, schlief nur vier bis fünf Stunden. Er arbeitete frühmorgens im Garten, danach fuhr er mit dem Zug ins Büro nach Moskau, kam spätabends zurück und beschäftigte sich wieder mit seinem Phlox. Eine seiner schönsten Sorten ist ‘Anja Gaganova’ (1935. nach seiner Frau benannt).

Nach dem Tod Gaga-nows wurde sein Garten im Jahr 1972 verkauft. Seine Phlox-Sorten wurden an den Botanischen Garten Moskau gegeben, doch nur wenige sind dort noch heute vorhanden. Bis heute sind folgende Auslesen von Gaganow im Sortiment erhalten geblieben: ‘Uspech’, ‘Anja Gaganova’ (eventuell mittlerweile nicht mehr erhältlich). ‘Drakon’, ‘Dymtschaty korall’. ‘Fiosin, ‘Olenka’ und ‘Uralskie Skazi’.

Georg Arends: Ein Geniestreich

Die meisten Gartenphloxe blühen erst ab Juli, einige Phlox-Arten wie P. divaricata stehen dagegen bereits im zeitigen Frühjahr im Flor. Der Staudengärtner Georg Arends (1863-1952) aus Wuppertal-Ronsdorf hatte die Idee, die letztgenannte Art mit P. paniculata zu kreuzen, um eine möglichst früh und langblühende Hybride zu erzielen. Der erste Kreuzungsversuch fand um das Jahr 1906 statt. Zunächst galt es P. divaricata zu einer zweiten Blüte zu bringen, damit eine Kreuzung mit P. paniculata möglich wurde. Doch bevor Arends der Durchbruch gelang, musste noch ein weiteres Rätsel gelöst werden. Dieses beschreibt er in seinem Buch «Mein Leben als Gärtner und Züchter» wie folgt: «Eine eigentümliche Erfahrung mußte ich dabei machen. Die niedrigen Sorten setzten gut [Samen] an, während P. paniculata nie zum Ansatz zu bringen waren.» Den Grund hierfür vermutete er im unterschiedlichen Aufbau der Blüten.

Erst 1982 sollte sich zeigen, dass Arends die richtigen Schlüsse gezogen hatte. In einer wissenschaftlichen Untersuchung von Pollen bei Sperrkrautgewächsen (Polemoniaceae) bewiesen die Botaniker Uzi Plitmann und Donald A. Levin, dass Phlox-Arten mit kurzen Griffeln wie P. divaricata nur kleine Pollenkörner besitzen, die gerade genug Kraft haben, um einen kurzen Pollenschlauch bis zum Fruchtknoten auszubilden. Ganz anders verhält es sich bei P. paniculata, der verhältnismäßig großen Pollen aufweist: Angesichts der langgestreckten Griffel bei dieser Art ist es eine Notwendigkeit, dass diese ausreichend Kraft für die Bildung ebenso langer Pollenschläuche besitzen. Arends schloss daraus zu Recht, dass die Pollcnkörner von P. divaricata, die auf der Narbe von P. paniculata platziert werden, nicht ausreichend lange Schläuche bilden können, um die Eianlagen im Fruchtknoten zu erreichen. Um erfolgreich Hybriden zu erzielen, musste also genau andersherum vorgegangen werden.

In der Saison 1912/1913 gewann Georg Arends eine erste bereits ab Ende Mai blühende Serie von Phlox-Hybriden, die er Phlox arendsii (Syn. P. x arendsii) nannte. Die zehn selektierten Sorten erhielten alle Frauennamen. 1923 und 1927 folgten noch einige weitere. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs blieben leider nur P. x arendsii ‘Lisbeth’ und ‘Hilda’ bis heute erhalten.

 

Gp-Verweis

Gaißmayer, Dieter: Gute Phloxe -schlechte Phloxe. Gp 7/2000, S. 10. Peglow, Uwe: Ein Empfehlungssortiment hoher Staudenphloxe. Gp

8/2011, S. 8.

Hans Christian Kreß: Phlox-Ausstellung in Sankt Petersburg.

Gp 10/2011, S. 5.

Literatur

Harmer, Jennifer und Jack Elliott: Phlox. Hardy Plant Society, 2001. Husted Bendtsen, Birgitte: Phlox -Phloxe für den Garten. Forlaget Geranium, ISBN 978-87-989732-2-5

Bezugsquellen

Staudengärtnerei Gaißmayer, Jungviehweide 3, 89257 lllertissen, Tel. 07303/7258, www.gaissmayer.de Foerster-Stauden, Am Rauhfang 6, 14469 Potsdam-Bornim, Tel. 0331/ 520294, www.foerster-stauden.de Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin, Weinstraße 2, 79295 Sulzhurg-Laufen/ Baden, Tel. 07634/69716, www.staudengaertnerei.com

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Добавлено rozovodik 25 февраля 2013


Часть II

In Gp Nr. 6/2012 wurden historische Gärtnerpersönlichkeiten vorgestellt, die sich um die Züchtung der Flammenblume verdient gemacht haben. In diesem Artikel stellt die Phlox-Expertin Birgitte Husted Bendtsen nun zeitgenössische Züchter vor, die die aktuelle Sortimentsentwicklung wesentlich beeinflussen.

Text: Birgitte Husted Bendtsen Übersetzung: Kirsten Unshelm

Coen Jansen: Kleine Blüten, große Wirkung

Georg Arends züchtete die berühmten Phlox-x-arendsii-Hybriden. Seine beiden Sorten ‘Lisbcth’ und ‘Hilda’ sowie die zwei von seinem Sohn Werner gezüchteten ‘Anja’ und ‘Susanne’ waren für viele Jahre die einzigen Sorten dieser Kreuzung im Sortiment. In den 1990er-Jahren begannen zwei Holländer mit der Züchtung neuer P.-x-arendsii-Hybriden. Der eine, Coen Jansen aus Ankum, züchtete unter anderem P. x arendsii ‘Luc’s Lilac’, bekannter sind aber seine Phlox-paniculata-Sorten ‘Utopia’, ‘Casablanca’ und ‘Hesperis’. Von dem anderen, Jan Verschoor aus Haarlem, stammen mehrere neue P. x arendsii, wie ‘All in One’ (die neueste Sorte aus 2006), ‘Jessica’, ‘Jill’ und ‘Baby Face’.

Die Sorten dieser neuen Phlox-x-arendsii-Generation sind das Ergebnis der Rückkreuzung aus den noch erhältlichen Sorten von P. x arendsii mit P. paniculata. Sie blühen nicht ganz so früh wie Arends’ Originalzüchtungcn, da sie weniger Blut von P. divaricata haben.

Coen Jansen eröffnete seine Gärtnerei im Jahr 1985. In einem Artikel in «The Plantsman» (Nr. 9/2009) beschreibt er, wie er als fünf oder sechs Jahre alter Junge zusammen mit seinem Vater nach den ersten Blüten von Scharbockskraut und Butterblumen suchte und sein erstes Herbarium anlegte. Als Schuljunge hatte Coen das Glück, einen außerordentlich kompetenten Biologielchrcr zu haben, der ihn ermutigte, sein Hobby fortzusetzen. In dem passend «Coen Jansen — Nothing but plants…» genannten Artikel schreibt Coen: «Ich wurde Gärtner, weil es einfach sein musste, es war mein Schicksal und mein Hobby, Pflanzenneuheiten schnellstmöglich bekannt zu machen — das liebe ich einfach!»

Letztes Jahr stellte Coen Jansen eine neue Sorten von Phlox paniculata vor: ‘Nirvana’ mit kleinen weißen Blüten mit rotem Auge, die überreich blüht.

Jan Verschoor: Durchbruch bei der Blütenfarbe

Anders als Coen Jansen wurde Jan Verschoor in das Gärtnerleben hineingeboren, denn sein Vater kultivierte Zwiebelblumen wie Narzissen und Tulpen. Nach Übernahme der Gärtnerei setzten Jan und seine beiden älteren Brüder die Zwicbelblumen-kultur fort. Aber Jan verliebte sich in Stauden, nachdem er als Junge in den Sommerferien in der Staudengärtnerei von Joop Spijker gearbeitet hatte. Im Jahr 1985 überzeugte er endlich seine Brüder, Stauden statt Zwiebelblumen anzubauen — zuerst nur wegen ihrer Blüten, da Phlox im Schnittblumensortiment im Trend lagen. Aber Jan war mit dem bestehenden Phlox-Sortiment nicht zufrieden und begann selbst zu züchten. Heute führt er eine Großhandelsgärtnerei mit zwei seiner Neffen und die meisten der produzierten Stauden sind nicht mehr für den Schnittblumenhandel, sondern für den Absatz an Gärtnereien bestimmt.

Während der Arbeit an meinem Phlox-Buch lud mich Jan Verschoor im Jahr 2006 in seine Gärtnerei ein, um mir eine interessante Neuheit aus seinem Schmelztiegel zu zeigen: ‘Sherbet Cocktail’ (auch ‘Sherbet Blend’), der erste hohe Stauden-Phlox mit gelben Knospen und gelbem Blütenrand! Die Farbe Gelb ist sonst auf den an-nuellen Phlox itrummondii und den alpinen P. mesoleuca aus Mexiko beschränkt.

Auch entdeckte ich die gestreifte Phlox-Sorte ‘Peppermint Twist’, die ein Jahr nach meinem Besuch eingeführt wurde.

Seitdem ist Jan Verschoor einem Phlox in Gelb noch viel nähergekommen. Nach seinen Zuchtzielen gefragt, antwortete er: «Eine völlig neue Farbpalette und lange Haltbarkeit der Blüten. Für warmes Klima geeignete Sorten als perfekte Lückenfüller in Blumensträußen, die lange Transportwege überstehen.» Er benannte diese Phlox mit «Orchid»-Serie. Darunter finden sich einige Phlox-Sorten mit lieblichen gelbgrünen Blüten. Eine andere wechselt die Blütenfarbe von Cremeweiß zu Karminrot. Beim zeitversetzten Aufblühen der Knospen zeigt der Blütenstand also verschiedene Schattierungen. Bis jetzt wurde keine dieser Sorten benannt und es wird nach Jan noch einige Jahre bis zur Markteinführung dauern. Ein spätblühender Phlox mit schönen blassgelben Blüten wird jedoch schon nächstes Jahr erhältlich sein: Phlox ‘Creme de la Creme’.

Rene van Gaalen: Phlox von einem Rebellen

«Er hasst die Schule, versucht sie abzufackeln, fehlt unentschuldigt und lotet immer seine Grenzen aus…» — Wir alle kennen diese Art von Schülern aus unserer eigenen Schulzeit. Auch sind wir alle viele Jahre später einem solchen Schulkameraden wieder über den Weg gelaufen und waren überrascht, wie liebenswürdig und erfolgreich er geworden war! All dies trifft auf den niederländischen Züchter Rene van Gaalen zu, der als Rebell oder Anarchist unter den Züchtern beschrieben wird. Ren6 erzählte mir, dass er die Schule nicht mochte, da er sie für unwichtig hielt, weil er sich mit Heizsystemen für Gewächshäuser bcfasste. Als Junge mietete er ein Gewächshaus, um mit jeder Pflanze zu experimentieren, die als nicht kulturfähig angesehen wurde.

Vor ungefähr 30 Jahren begann Ren6 Phlox für den Schnittblumenmarkt zu züchten. Er wollte immer noch ausprobieren, wie weit er gehen und die vorgefundenen Normen brechen konnte. Und seine «Feelings»-Serie von Phlox tat genau dies.

Die Sorten dieser Serie sind unter anderem ‘Red Feelings’, ‘Midnight Feelings’, ‘Natural Feelings, ‘Empty Feelings’ und ‘Pure Feelings’. Sie haben sehr spezielle Blüten oder besser gesagt, kaum noch Blüten, stattdessen Brakteen in verschiedenen Farben und Größen. Jedenfalls eignen sie sich sehr gut für den Schnitt, sind in der Vase gut haltbar und eine hübsche Ergänzung für jeden Blumenstrauß.

Vor Kurzem fragte ich Rene, ob er immer noch Phlox züchtet, was er verneinte. Er fand die Marktsituation zu schlecht und den Wettbewerb zu groß. Er konzentriert sich nun auf Eryngium, Campanula und Delphinium.

Elena Konstantinova: Wetterbeständige Blüten, aber bitte keine Höhensprünge

Zu den Erben Pavel Gaganows (siehe Teil I, Gp Nr. 6/2012) zählt die angesehene Gartengestalterin Elena Konstantinova. Sie gründete in Moskau die Schule für Gartengestaltung «Tsvetushchaya planeta» (= «Der blühende Planet»), entschied sich aber vor Kurzem, mehr Zeit der Phlox-Züchtung zu widmen.

Bei einem Besuch des mit Phlox überfüllten Gartens der Großmutter verliebte sich Elena bereits als Kind in die sommerliche Beetstaude. Anfangs sammelte sie Phlox-Sorten und besaß in den 1970er-Jahren bereits circa 300 verschiedene. Ein Jahrzehnt später begann sie, eigene Plilox-Sorten zu selektieren, als erste ‘Igor Talkov’, nach einem berühmten Rockmusiker benannt. Ihre fliederblauen großen Blütcnstände haben Einzelblüten mit fast 5cm Durchmesser. Aber Elena züchtete auch Phlox mit äußerst kleinen Blüten. Das Wichtigste waren ihr allerdings kräftige Sorten, deren Blüten alle Wetterunbilden überstehen, ohne von Sonne oder Starkregen geschädigt zu werden. Auch war ihr wichtig, dass die Wuchshöhe der Pflanzen gleich bleibt, egal ob nach einem oder nach zehn Jahren. Ein erstrebenswertes Zuchtziel, wie ich finde, da wir kürzlich viele Phlox-Sorten, vor allem in holländischen Katalogen, mit einer Wuchshöhe von nur 50cm gelistet sahen, die im zweiten Jahr aber bereits über 1 m erreichten.

Weitere Phlox-Züchtungen von Elena Konstantinova sind: ‘Czel’ (blau-weiße Blüten, benannt nach einem handgemachten Porzellan), ‘Olimpiada’ (violett, benannt nach Elenas Großmutter) und die dunkel violette ‘Magija’.

Yuri Reprev: Von der Malerei zur Phlox-Züchtung

Die meisten der etwa 100 Phlox-Sorten züchtete Yuri Reprev von 1970 bis 2000, darunter ‘Golubaja Otrada’, ‘Zukovskiy’ (siehe Bild Nr. 1), ‘Sekret’ und ‘Starina’. Reprev, der einen Ph.D. als Flugzeugbau-Ingenieur hat, ist nun 73 Jahre alt und hat mit dem Züchten aufgehört.

Schon oft haben Blumen einen Maler inspiriert, wie das Beispiel Monet zeigt. Bei Reprev war es genau andersherum. Er malte mit Ölfarben und Aquarell, wandte sich aber den Phlox zu mit dem Ausspruch: Phlox sind die malerischsten aller Blumen, weil ihre Farbschattierungen sich im Tagesverlauf ändern können.

Nicht nur können Phlox auf geheimnisvolle Weise ihre Blütenfarbe ändern -die blauen verwandeln sich gerne in rote Blüten — auch füllen sie den Garten mit ihrem lieblichen Duft. Für mich duftet hoher Stauden-Phlox wie Mozarts Große g-Moll-Sinfonie! Auch Reprev weiß diese Eigenschaft zu schätzen: «Der Duft von Phlox verbindet Freude und Melancholie, erinnert an einen vorübergehenden Sommer und die vergängliche Existenz.»

Bärbel & Peter zur Linden: In der Tradition Foersters

Als meine Leidenschaft für Phlox begann, erinnerte ich mich an einen Satz in einem älteren Katalog einer dcutschcn Gärtnerei, bei der ich des öfteren schon Geranium per Post bestellt hatte: «Seit Gründung unseres Betriebes im Jahre 1970 befassen wir uns aus besonderer Liebhaberei mit der Anzucht und Züchtung von Phlox paniculata.» Ich studierte in diesem Katalog eine Liste mit fast 200 Phlox-Sorten — es war der Katalog von Bärbel und Peter zur Linden, den Besitzern der Osnabrücker Staudenkulturen.

Peter zur Linden lernte unter Heinz Hagemann, dem Chefgärtner von Karl Foers-ter, bevor er seine eigene Gärtnerei in Hannover eröffnete. Da Bärbel und Peter beide Garten- und Landschaftsbau an der FH Osnabrück studierten, waren sie hervorragend auf die Eröffnung ihrer Gärtnerei in Bissendorf-Linne vorbereitet.

In Jahr 1971 wurden mit ‘Feuerfackel’, ‘Rotball’ und ‘Flamingo’ die ersten hohen Stauden-Phloxe vorgestellt. Wohlverdient wurde ‘Flamingo’ eine berühmte Phlox-Sorte und ist international verbreitet. Insgesamt haben Bärbel und Peter circa 80 Phlox-Sorten gezüchtet. Die Sorten in ihrem Sortiment, die nicht von ihnen gezüchtet wurden, stammten entweder von anderen Züchtern oder von Kunden, in deren Gärten sie entstanden.

In Jahr 1999 haben Bärbel und Peter zur Linden eine Phlox-Serie vorgestellt, deren Farben sehr gut miteinander harmonieren. Alle Sorten dieser Serie sind nach Charakteren der Mozart-Oper «Die Zauberflöte» benannt.

Zu meinen Lieblings-Phlox gehören die dunkelblaue ‘Blauer Morgen’ (1997) und die drei blassrosafarbenen Sorten ‘Charlotte’ (1995), ‘Charlotte Blanchet’ (1999) und ‘Linner Sommer’ (1989). Unter den neuesten, mir noch unbekannten Züchtungen finden sich einige weißblühende Sorten aus 2008 wie ‘Schneemann’ und ‘Schwanensee’.

Leider starb Bärbel im Herbst 2011 und Peter zur Linden führt die Staudengärtnerei zurzeit allein weiter. Außer einem Mekka für Phlox-Liebhaber waren die Osnabrücker Staudenkulturen auch eine sehr wichtige «Genbank», wodurch viele alte Sorten, so auch einige von Karl Foerster, im Sortiment erhalten blieben.

Walter Schimana: Züchtung mit einer robusten Art

Die krankheitsresistente Phlox amplifolia verträgt mehr Trockenheit und Schatten als P. paniciilata. Da die Art leichter im Garten zu kultivieren ist, war es eine tolle Idee, als der ehemalige deutsche Staudengärtner Walter Schimana vor einigen Jahren mit Phlox amplifolia zu züchten begann. Als Erstes wurden die daraus entstandenen neuen Phlox-amplifolia-Sorten ‘Minnchaha’ und ‘Winnetou’ von der Staudengärtnerei Gaißmayer im Jahr 2006 verbreitet. 2011 folgen vier weitere Sorten. Alle Sortennamen beziehen sich auf die Ureinwohner Amerikas, um sie von den Sorten anderer Züchter zu unterscheiden und sie mit der Heimat von P. amplifolia in Verbindung zu bringen. Die neuesten Sorten sind ‘Shemeneto’, ‘Skoote-kitehi’, ‘Tecumseh’ und ‘Waupee’. Die letzte hat weiße Blüten und die anderen haben Blüten in Rosa- und Purpurtönen.

Walter Schimana startete seine Gärtnerkarriere im Jahr 1948. Über 30 Jahre führte er seine eigene Gärtnerei, die auf Stauden und Wasserpflanzen spezialisiert war. 1992 ging er in den Ruhestand, nicht um auf dem Sofa auszuruhen, sondern um Bücher zu schreiben sowie neue Seerosen, Yucca und andere Stauden zu züchten. Seine Bücher handeln vor allem von Wasserpflanzen und Teichbau. Walter erhielt sein erstes Exemplar von P. amplifolia im Jahr 1995 und einige Jahre darauf begann er, die besten Sämlinge zu selektieren und führte Rückkreuzungen mit diesen durch.

Bezugsquellen

Phlox-amplifolia-Sorten: Staudengärtnerei Gaißmayer, Jungvieh weide 3, 89257 Illertissen, www.gaissmayer.de Sarastro Stauden, A-4974 Ort im Innkreis 131, wwwMirastro-stauden.com (einige der russischen Auslesen)

Osnabrücker Staudenkulturen, Peter zur Linden, Linner Kirchweg 2, 49143 Dissendorf, www.xur-linden-stauden.de (nur noch Abverkauf von vorhandenen Beständen, keine weitere Vermehrung)

Fotos: Greta Barbukhatti (1, 10. 11, 14), Birgitte Husted Bendtsen (2, 3, 6-9, 15-17. alle Einzelblüten). Jan Verschoor (4,5). Archiv Elena Konstantinova (12), Natalia Konstantinova (13). Walter Schimana (18), Dieter Gaißmayer (19, 20)

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Добавлено rozovodik 25 февраля 2013